Es war einmal vor langer, langer Zeit.
Da lebten die Menschen glücklich und zufrieden.
Sie hatten vieles überstanden wie Weltkriege, Hungersnöte oder Epidemien.
Doch ab jetzt sollte alles besser werden. Die Industrialisierung hatte eingesetzt, und was diese Maschinen schafften, würde ihnen endlich mehr freie Zeit verschaffen. Man witzelte darüber was wohl die nächsten Generationen alles mit ihrer vielen Freizeit anstellen würden, denn durch die Mechanisierung war bald alles im Überfluss zu haben. Niemand musste mehr hungern. Es sollte bald von allem für alle auf dieser Welt genug geben.
Man malte sich sogar aus, dass wir dann in fliegenden Autos unterwegs sein würden und das Universum erforschten. Denn welch höheres Ziel sollte geben, zu lernen oder sich der Forschung zu widmen? Damals sah die Zukunft unserer Welt wirklich rosig aus. Wenn plötzlich ein Bauer statt 100 Leute 1000 satt bekam mit seiner Produktion, wenn man genügend Textilien und Arzneimittel günstig herstellen konnte, was blieb dann noch zu befürchten?
Das war, bevor ich geboren wurde. Und wenn ich mich heute so umschaue, fällt es mir schwer, nach zu vollziehen, was seit dem passiert ist. Obwohl. Nein, ich kann mir gut vorstellen, wie das passieren konnte. Jeder, der seinen Verdienst mit dem Verkauf von etwas bestreitet, bekommt wahrscheinlich Schnappatmung und eine Herzattacke, wenn die Rede von Überfluss ist. Spontan fällt mir dazu wieder die Glühbirne ein. Seit 1901 soll sie fast ununterbrochen in einer Feuerwache in Livermore brennen.
Seit damals hat sich viel verändert, aber das Markanteste ist wohl, das sich niemand vorher ausgemalt hat, dass wir mal im eigenen Müll ertrinken würden. Es ist leider nicht so, dass wir den Überfluss teilen, dass es keinen Hunger und auch keine Krankheiten mehr gibt, ganz im Gegenteil. Wir schmeissen Essen weg, jeden Tag. Es wäre genug, ganze Völker zu versorgen. Die Werbung suggeriert uns, mehr und mehr und immer wieder Neues zu kaufen, weil das Alte nicht mehr gut genug, nicht mehr angesagt genug ist. Ich bin mir sicher, das sich damals niemand vorstellen konnte, dass wir es schaffen würden diesen unendlich grossen und tiefen Ozean der uns umgibt mit so viel Abfall zu belasten, das Fische und Seevögel daran verenden. Sie verheddern sich darin, oder was viel schlimmer ist, sie verhungern, weil sie unseren Müll als Nahrung zu sich genommen hatten. Jeden Tag kann man Bilder sehen von Tieren, die an unserem Müll verstorben sind.
Zur Zeit der grossen Hoffnung gab es Filme und Serien, die genau dieser Vorstellung auf eine bessere Welt Ausdruck verliehen. Filme und Serien drehten sich um den Gedanken, was alles Neues auf uns wartet. Sei es die Reise zum Mittelpunkt der Erde, die Besiedelung des Meeresbodens, der Besuch von Ausserirdischen oder die Zivilisierung neuer Planten. Das alles spiegelte wieder, wie man sich das zukünftige Leben vorstellte.
Und heute? Heute sind unsere Bestseller jene, in denen Teenager ums Überleben kämpfen. Sie müssen sich durchschlagen, in dem sie Bogen schiessen, kämpfen und auch schiessen können müssen. Immer sind die Welten zerstört oder durch ein sehr unsoziales Klima geprägt. Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber das kann einem schon Angst machen…
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