Lange ist es her, dass ich mich so entspannt gefühlt habe. Ich lasse die Augen geschlossen, und geniesse dieses Gefühl noch einen Augenblick. Viel zu schnell verfliegt der Höhenflug wieder und wir sind zurück auf dem Boden. Langsam bewegen wir uns und verlassen den Raum. Aber schon unter der Dusche spüre ich, wie der Abstand zwischen uns grösser wird.
Wieder an der Bar angekommen bestellen wir uns Kaffee. Die Gäste haben sich merklich verringert und ein Blick auf die Uhr zeigt auch warum. Wir waren mehr als zwei Stunden oben. Gefühlt war es viel weniger, vielleicht eine dreiviertel Stunde. Wir sind beide erstaunt, und zum ersten Mal seit langer Zeit können wir entspannt miteinander reden und lachen. Es tut gut, ihn ohne Sorgen zu sehen. Seine Augen schauen mich wie damals an, als wir uns kennen lernten. Sein Blick streichelt meine Seele und für einen Augenblick sehe ich die Hoffnung, dass alles wieder gut wird. Es gibt nichts, was ich weniger möchte. Es gibt nichts, das ich nicht dafür tun würde. Einen kleinen Moment lang spüre ich die Energie, nach der ich nun schon etwas länger suche. Das hier mag nicht der leichteste Weg sein, aber ich hoffe, es ist der mit dem bestmöglichen Ausgang. Als ich ihm das sage, sehe ich Zweifel in seinem Blick. Aber auch er will die Hoffnung nicht so schnell aufgeben.
Wir bleiben noch eine Weile und lassen uns zwischen der Lounge und dem Buffet hin und her treiben. Es tut gut, so entspannt miteinander umgehen zu können. Ein Teil von mir fühlt sich in eine andere Welt versetzt, die platzen wird wie eine Blase, wenn wir hier wieder raus gehen. Ein anderer Teil wünscht sich sehnlichst, ein Stück dieses hier empfunden Glücks mitnehmen zu können. Manchmal schauen wir dem Treiben der Anderen zu, manchmal sitzen wir mit einigen Gästen am Tisch und plaudern. Ich bin erstaunt, dass sich die Gäste aus allen Schichten einfinden, und schäme mich gleichzeitig für mein Vorurteil.
Es sind diese kleinen Stiche, mit denen ich mir das Leben selbst schwer mache. Ich weiss das längst. Doch es fällt mir schwer, Gedanken wie diese abzuschalten. Die Partystimmung ist nun komplett vorbei. Ich weiss, dass er es spürt. Aber heute wird mir bewusst, dass ich es bin. Ich habe diese Mauern errichtet, ich habe ihn ausgeschlossen, ich lasse ihn nicht teilhaben. Ein schlimmer Gedanke schleicht sich in meinem Kopf. Was, wenn das hier die letzte Chance ist?
Tief im Inneren reift die Gewissheit, dass es ein schwerer Weg wird, der mich sehr viel kosten wird. Ich hoffe ich bin dazu in Lage. Ich hoffe, ich habe die Kraft schon. Ich hoffe, dass es nicht der Anfang vom Ende ist.
Einsortiert unter:Genuss, Lebenshilfe, Vorurteil, Zweifel Tagged: Chance, Genuss, Glück, Leben, Swingerclub, Vorurteil, Zweifel