Das Telefon zu Hause liegen gelassen, keine Ohrringe an, einen Fleck übersehen… schnell verteufeln „wir Tage wie diese“, an denen scheinbar sowieso alles nur schief gehen kann. Hinter dem Montag der ja sowieso nur mühsam sein kann, kommt gleich das.
„Tage wie dieser“- schnell kategorisieren wir, und meistens negativ.
Aber warum? Was ist an diesem Tag schlimmer als sonst? Warum verwehren ihm jede Chance, nicht doch noch besser zu werden? Was genau ist so schlimm daran, das wir einmal mehr eben nicht zu 100% unserer Routine folgen können?
Eigentlich ist es sogar gut, immer wieder die Routine zu durchbrechen. Das macht uns nicht nur aufmerksamer, es macht uns auch aufnahmefähiger und kreativer. Was hält uns ab, aus einem solchen Tag nicht einfach komplett einen „ich mache es heute anders“- Tag zu machen? Um wie vieles wäre so ein Tag schöner, einfach weil ich ihm die Chance dazu gebe!
Und das kann auch schon am morgen anfangen. Ein Paar Schuhe, das ich schon lange nicht mehr anhatte, oder eine Kette, die fast schon ganz hinten in der Versenkung verschwindet. Vielleicht erinnert mich etwas davon ja sogar an ein tolles Ereignis? Ein anderer Weg zur Arbeit, mal das Mail oder Telefon anders beginnen. Und was spricht dagegen, dem Schreiber oder Anrufer nicht nur die obligatorischen „freundlichen Grüsse“ sondern mal einen schönen Tag zu wünschen?
Unsere Zeit ist unverbindlich und schnell. Und wenn ein Tag dann schon droht, komplett anders zu werden, warum entscheiden wir uns dann genau so schnell und scheinbar gern dafür, das er schlecht wird? Haben wir verlernt, flexibel zu sein? Haben wir verlernt, geduldig zu sein? Und seit wann ist es akzeptabler, das jemand einen schlechten Tag hat, als das er einfach mal etwas ändert? Warum sprechen wir es lieber dem anderen ab, das er etwas verändert?
Was für eine Welt ist das, in der Montage zu verteufeln als geliebtes Hobby, ja für einige bereits als Ritual gefeiert wird? Und mal ehrlich, wenn ich den Montag nicht mag, wie gross ist die Chance das der Dienstag besser wird? Macht die Tatsache, das der Dienstag einen Tag näher am Wochenende liegt ihn wirklich um so viel beliebter? Oder ist es das „der Zweite ist der erste Verlierer“- Synonym, das ihn uns einfach ignorieren lässt? Wenn ich mich jede Woche vom Montag zum Freitag hangle, was bleibt dann vom Leben übrig? Sind nur die Wochenenden lebenswert?
All die „ungelebten“ und „ungeliebten“ Tage, Stunden und Augenblicke sind doch Teil des Lebens. Jeder Atemzug, jede Sekunde gehört mir. Nichts davon möchte ich missen, auch die Misserfolge nicht. Denn mal ehrlich, wer und was wären wir ohne sie? Ohne die Fehler, die wir machen, ohne die falschen Entscheide und auch ohne die falschen Freunde. Was macht es da schon, das ein Tag anders startet.
Es gibt sogar eine Statistik, die besagt, das wir 14 Jahre, ich wiederhole 14 Jahre! damit verbringen, uns über genau solche Kleinigkeiten zu ärgern. Und sie im Bestfall auch noch teilen, damit andere mitleiden können.
Jetzt stellt euch mal vor, ihr könntet 14 Jahre zu eurer freien Verfügung planen. Ich sehe es vor mir, wie Urlaube geplant oder Treffen organisiert werden. Alle Lieben wollen wir treffen, alles tolle wollen wir sehen. Eine klasse Zeit soll es werden. Keinem würde es in den Sinn kommen, auch nur einen Teil davon für „sich ärgern“ ein zu setzen. Warum also tun wir es dann trotzdem?
Setzt euch mal einen Augenblick hin. Überlegt euch, was ihr das nächste Mal tun könntet, wenn es wieder „einer dieser Tage“ zu werden droht. Und tut das dann auch, wenn es soweit ist. Je öfter ihr das macht, desto eher werden „Tage wie dieser“ herrliche Tage. Tage, in denen man sich selbst etwas beweist, in denen man dem inneren Schweinehund ein Schnäppchen schlägt oder man einfach nur Neues erfährt.
Tage wie diese, an denen wir abends beruhigt feststellen, das wieder ein Tag vergangen ist. Ein Tag, an dem wir das Beste daraus gemacht haben. Ein Tag zum sich gern erinnern.
Einsortiert unter:Allgemein
